Wildbienen und andere Hautflügler bauen ihr Nest in Hohlräumen von alten Pflanzenstängeln, Trockenmauern oder Totholz, aber auch in verlassenen Schneckenhäusern und im Boden. Allerdings werden die natürlichen Nistmöglichkeiten immer seltener und so haben die Insekten teilweise große Probleme noch einen geeigneten Ort für ihr Nest zu finden. Hier können wir Menschen ihnen helfen, indem wir ihnen offene Bodenstellen und künstliche Nisthilfen, wie Wildbienenhotels, zur Verfügung stellen. Wildbienenhotels können im Garten oder auf dem Balkon aufgehängt oder aufgestellt werden und den Wildbienen so die Suche nach einem Nistplatz erleichtern. Wir zeigen Ihnen, wie Sie ein Wildbienenhotel selber bauen können.
Und nun ausführlich:
So sollte es nicht aussehen: Werden die Löcher nicht quer zu den Jahresringen gebohrt, bilden sich Risse. - Foto: Helge May
Verwenden Sie einen beliebig großen Holzblock aus Hartholz. Am besten eignet sich Esche, aber auch Buche, Eiche oder Holz von Obstbäumen sind gutes Material. Sie sollten
auf keinen Fall Nadelholz verwenden, da die Hölzer harzen und den Wildbienen so die Flügel verklebt werden, wenn sie in die Röhren krabbeln.
Bohren Sie nun Löcher quer zu den Jahresringen in das Holz, achten Sie dabei auf genügend Abstand.
Die Löcher also da reinbohren, wo mal die Rinde war.
Die Löcher sollten etwa 15 cm tief und nach hinten abgeschlossen sein. Außerdem sollten die Löcher etwa einen Durchmesser von 3 bis 8 mm haben, sodass verschiedene
Wildbienenarten hier nisten können. Mit zwei Alulaschen kann das Wildbienenhotel an der Hauswand befestigt werden.
Wildbienen nutzen auch gerne Pflanzenstängel. Zum Verbauen eignen sich Stängel von Holunder, Brombeere oder Sommerflieder. Aber auch hohle Stängel, wie Bambusrohre und getrocknete Schilfhalme nehmen viele Wildbienen gerne an. Die Stängel können in einem Holzhäuschen, einem Ziegel oder einer alten Blechdose gebündelt und waagerecht aufgehängt werden.
Daneben können Sie noch 50 cm lange getrocknete Brombeerstängel, wie auch Stängel vom Sommerflieder etc. senkrecht bzw. auch leicht schräg und Einzeln, z.B. am Zaun o.ä. anbinden. Die Stiele sollten jedoch etwas überstehen, da diese von den suchenden Bienen so am besten entdeckt werden. Viele Wildbienenarten orientieren sich an vertikalen Strukturen. Haben diese einen solchen Stängel für sich entdeckt, knabbern sie sich durch das Mark hindurch um einen Brutplatz zu schaffen. Für sie können auch einfach verblühte Stauden nach dem Sommer - aber unbedingt bis zum nächsten Frühjahr - stehengelassen werden.
Markhaltige, einzeln befestigte Sommerflieder-Stängel - Foto: A. Huber
Etwa 70 % aller einheimischen Wildbienen brüten im Boden. Für diese kann man eine ca. 1 m tiefe Grube in möglichst (voll)sonniger Lage anlegen, die man mit Sand und etwas Erde gemischt füllt. Wenn man Ton-/Lehmboden hat, kommt ganz unten auf den Boden der Grube eine Drainage zur Entwässerung, z. B. Ziegelschutt. Die Sandoberfläche sollte etwas höher liegen als die Umgebung, damit die Grube bei Starkregen nicht unter Wasser steht. Sehr gut ist auch unter einem Überstand als Regenschutz.
Wege und Terrassen sollte man auf Sand statt auf Kies anlegen, dann schafft man dort Brutplätze für Wildbienen, Schlupfwespen u. weitere Nützlinge.
Zapfen, egal welche, ob Tannenzapfen, Kiefernzapfen, Fichtenzapfen o.ä.
Insekten suchen Unterschlupf, ist aber für den Bau eines Bienenhotels nicht geeignet.
Nadelholz ist zu weich und die Löcher sind nicht sauber. Sobald die Bienen rückwärts hinein krabbeln bleiben die zarten Flügel hängen und verletzen sich. Das sichere Todesurteil für eine Biene und ihre Brut.
Wird Nadelholz nass, dann quillt das Holz auf und die gesamte Brut verfault! Bohrungen NUR in Hartholz, welches trocken und abgelagert ist. Auch sollte das Holz nicht behandelt sein, der chemische Geruch schreckt viele Bienen ab.
Was ist Hirnholz?
Nicht von oben oder unten in die Jahresringe hineinbohren. Also da bohren, wo mal die Rinde war.
Wenn man in die Jahresringe – also ins Hirnholz – bohrt gefährdet man die Wildbienen-Brut massiv. Wird auf diese Weise gebohrt dann fängt das Holz sehr schnell an zu reissen und sobald Risse im Holz sind können Parasiten, Pilze, Feuchtigkeit etc. in die Brutkammern einziehen und die Larven töten !
Dies bitte auf keinen Fall ! Auch Hartholz, das in die Jahresringe gebohrt wird, reisst.
Die Einzigen, die bei der Verwendung von Stroh einen Nutzen haben sind die Ohrenkneifer.
Wir bauen dann also Nisthilfen für Wildbienen in die direkte Nachbarschaft für die, die den gesammelten Pollen von Bienen wieder klauen.
Deshalb: Weg damit!
ABER: Ohrenkneifer sind Nützlinge! Strohballen aber besser in großem Abstand zum Bienenhotel!
Bohrlöcher, aber auch die Kanten von Bambus- oder Schilfröhren müssen IMMER absolut sauber sein. Kein Splitter sollte überstehen.
Die Wildbienen klettern mit dem Kopf voraus in ihre Nisthöhle. Dort würgen sie den Nektar hervor. Anschließend krabbeln sie rückwärts aus der Röhre heraus, drehen sich um 180° Grad und gehen rückwärts wieder hinein, um den Pollen abzustreifen.
Die zarten und empfindlichen Flügel können verletzt werden. Dadurch wird die Biene und ihre Brut leider zum Tode verurteilt, weil sie dann nicht mehr fliegen kann.
Ja, es gibt Wildbienen in sehr unterschiedlichen Größen. Von sehr klein (2mm Durchmesser) bis 8-9mm Durchmesser. Also immer darauf achten, dass die Nisthilfen auch passend für unsere Gäste sind. Größere Bohrlöcher werden demnach kaum bis gar nicht genommen.
Regengeschützter Standort ist wichtig. Der Regen sollte nicht direkt auf den Eingang der Nisthilfen fallen. Optimal ist ein Standort mit viel Sonne am Morgen (also mit Süd-Ost Ausrichtung), damit morgens früh das Hotel aufgewärmt wird. Aber auch nicht flach auf den Boden stellen damit das Hotel nicht überschwemmt wird !
Das Insektenhotel muss ganzjährig draußen stehen! Wird die Brut ins warme gebracht entstehen Frühlingsgefühle und die Larven können schlüpfen. Dies ist dann natürlich viel zu früh und weder die Temperatur noch das Nahrungsangebot sind passend. Die Wildbienen brauchen diese Temperaturen und die Larven haben keinerlei Problem mit Kälte. Die geschlüpften Wildbienen finden sich mit Temperaturen wie sie hier vorherrschen am Besten zurecht.
Vögel fressen gern die Insektenlarven, durch das Hacken werden Brutröhren bzw. das Holz zerstört.
Um dies zu verhindern, sollte man über den Nisthilfen in ca. 15 cm Abstand ein engmaschiges Gitter anbringen, durch dass die Wildbienen und Co. noch gut hindurchfliegen können (z. B. Maschenweite 2 cm).
Das Gitter sollte nicht direkt anliegen, weil dann manche Eingänge für die Wildbienen blockiert sind.
Es gibt Wildbienenarten, die in aufrecht stehenden toten Stängel brüten und deren Larven dort überwintern, z. B. in Stängeln von Brombeeren, Disteln, Malven, Königkerzen, Sonnenhut etc. Am
besten nicht nur die waagrechten Stängel aus Bambus, Schilf etc. anbieten, sondern eben auch Stängel senkrecht montierten. Dabei werden (lt. versch. Beobachtungen) - gerne Brombeeren,
Sommerflieder, Königskerze, Distel etc. genommen.
Wenn man diese Stängel (z. B. im Herbst) entfernt und häckselt oder kompostiert, sterben die Larven.
Manche Wildbienenarten bauen ihre Nester in den Zwischenräumen von Steinmauern. Die Zwischenwände nicht mit Mörtel, Beton etc. verfugen.
Die Löcher von normalen Lochziegeln sind mit über 1 cm viel zu groß für Wildbienen. Auch sind die Löcher hinten offen, also völlig ungeeignet. Auch eckige Löcher werden nicht genommen!
Der vorderste Teil der Brutzelle ist blind, also wird nicht genutzt. Dann kommen die Brutzellen für Männchen und im hinteren Teil des Nistganges kommen die Brutzellen für Weibchen. Die Nistgänge sollten mindestens 10cm lang sein.
Pestizide, und natürlich vor allem Insektizide haben im Garten nichts zu suchen! Man schädigt damit nützliche Insekten und andere Tiere.
Auch „Bio“-Insektizide wie z. B. Pyrethrum u. Neem können bei falscher Anwendung nützliche Insekten töten.
Manche Fungizide enthalten Kupfer. Dieses Metall reichert sich mit der Zeit im Boden an und wirkt in höheren Dosen giftig auf Insekten und Bodentiere (z. B. Regenwürmer).
Auch manche Herbizide wie Glyphosat verringern die Population von einigen Tiergruppen, die auf dem oder im Boden leben.
Am besten auf Nützlinge im Garten setzen, das Gleichgewicht in der Natur stellt sich selbst ein!
Auf das passende Nahrungsangebot in der Nähe des Hotels achten. Wenn die neue Generation schlüpft, muss auch in unmittelbarer Umgebung ein Angebot an
Nahrung sein.
Bienen- und insektenfreundliche Pflanzen gibt es viele, z.B. Glockenblumen, Malven, einfach die ganzen heimischen Pflanzen sind das Beste für die Bienen.
A. Huber